Von Mai bis Dezember 2024 wurde das Projekt Heimat zwischen Wunsch, Wirklichkeit und Zukunft: Eine literarische Spurensuche vom Förderverein der Schriftsteller e. V. zum Leben erweckt. Die Lesereihe umfasste insgesamt 25 Veranstaltungen – von Stendal bis Bernburg und von Burg bis Ballenstedt. Die Autorinnen und Autoren des Fördervereins setzten sich darin literarisch in vielfältigen Formen mit den Themen Heimat und Zugehörigkeit auseinander und stellten sich folgende Fragen:
- Kann Heimat noch mit „eigener Scholle“ oder „eigenem Herd“ verbunden werden?
- Ist das konventionelle Beschreiben von Heimat und Zugehörigkeit überholt, nostalgisch oder restaurativ bis reaktionär?
- Was charakterisiert „Heimat“ in einer globalisierten Welt?
- Wie finden diese und weitere Fragen in der literarischen Auseinandersetzung ihren Widerhall?
Vielschichtiger und facettenreicher Heimatbegriff
In den Lesungen präsentierten die Autorinnen und Autoren neue Erzählungen über Heimat aus historischer, gegenwärtiger oder zukunftsorientierter Sicht. Sie spürten das literarische Erbe und die regionale Sagen- und Geschichtenwelt auf und interpretierten diese neu. Darüber hinaus gingen sie auf die Suche nach eigenen Wurzeln und erzählten ihre ganz persönliche Geschichten. Die Veranstaltungen fanden vor einem generationsübergreifenden Publikum statt und umfassten alle Textformen, von Märchen und Geschichten für die Kleinsten bis hin zu politischen Essays. Das Motto des Sachsen-Anhalt-Tages 2024 Mittelalter trifft Moderne bot viele Anregungen für die literarische Spurensuche und wurde in das Projekt einbezogen. Auch gesellschaftliche Herausforderungen, wie die rasante technologische Entwicklung und der Transformationsprozess von regionalen Gegebenheiten – insbesondere in Ostdeutschland – wurden bedacht.
ZU DEN VERANSTALTUNGEN UND BEITRÄGEN








Auszüge aus dem Heimat-Programm
Herbert Beesten: „… und dann waren die Männer weg!“
Nach Gründung der Handschuhfabrik Fritz Neumann in Burg in den 1920er Jahren und der Überwindung der Wirtschaftskrise hätte alles weiter seinen patriarchalischen Gang gehen können, wäre da nicht das Jahr 1933 und 1939 gewesen. Herbert Karl von Beesten beschreibt die sich wandelnden Rollen der Frauen Maria, Johanna und Gerda über drei Generationen doku-fiktional in kleinen Szenen.
Charlotte Buchholz: „Unter Belichtung – Die Frauen aus ‚der Film‘ – ORWO – ein wahrer Frauenort“
Vom Arbeits- und Familienalltag der Frauen aus ‚der Film‘, den Zwängen einer Generaldirektorin und den Schwierigkeiten auf dem Weg zu einem gesellschaftlichen Wandel, der als gescheitertes Experiment in die Geschichte eingeht.
Charlotte Buchholz: „Heimat der Kunst – Kunst eine Suche“
Matinee des Herbstsalons im MDR-Landesfunkhaus
Gundula Ihlefeldt: „Die Tränenvilla“
Eine vergangene Zeit und die Rolle von Frauen in der Villa eines Handschuhfabrikanten in Haldensleben wird wieder lebendig. Ist ein Ausbruch aus den früheren Zwängen möglich gewesen? Eine Spurensuche.
Gundula Ihlefeldt: „Kindergeschichten – Heimatgeschichten“
Eine Nachmittagsleseveranstaltung in der Gemeindebibliothek Welfersleben für Grundschüler.
Lars Johansen: „Henny Portens letzter Film“
Die alternde Schauspielerin Henny Porten erinnert sich bei den Dreharbeiten zu ihrem letzten Film „Das Fräulein von Scuderi“ (1955) an die Zeit zurück, als sie zum einen noch sehr erfolgreich war und zum anderen ihre Filme noch selber produzierte. Jetzt hat sie in den letzten Jahren kaum noch gedreht, und wenn sie auch die Titelrolle in dieser DEFA- Produktion spielt, so ist doch ihre Zeit vor der Kamera nur sehr begrenzt.
Wahid Nader: „Gedichte aus der alten Heimat in neuer Sprache“
Jonas Philipp Dallmann: „Blick des Stadtschreibers von außen auf unsere Heimat“
Albrecht Franke: „Das Petrus-Fenster“
Lesung im Stendaler Dom anlässlich 600 Jahre Dom-Jubiläum
Das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Die erhaltene Landesförderung spielte eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung. Der Förderverein der Schriftsteller e. V. zieht aus Heimat zwischen Wunsch, Wirklichkeit und Zukunft: Eine literarische Spurensuche eine durchweg positive Bilanz. Die Veranstaltungen boten allen, die dabei waren, wertvolle Einblicke in und Reflexionen über das Thema Heimat in der heutigen Zeit.
Der Förderverein der Schriftsteller e. V. dankt allen Sponsoren, Förderern und Unterstützern.